11.02.2014

DVD Tipp: The Chaser



Ihr kennt doch bestimmt diese "Grabbelkisten", die in den meisten Elektrofachmärkten in unmittelbarer Nähe von der Kasse vor sich hin vegetieren. Niemand nähert sich ihnen auch nur auf einen Meter, weil man ja ansonsten von den anderen Kunden merkwürdig beäugt werden würde. Ich habe es geschafft, mich der Herausforderung zu stellen und mich an eine solche Schatzkiste heranzuwagen und siehe da, es hat sich gelohnt!




Der koreanische Thriller "The Chaser" von Hong-jin Na aus dem Jahr 2008 handelt vom Zuhälter Joong-ho Eom (Yun-seok Kim). Immer mehr seiner Mädchen scheinen auf mysteriöse Art zu verschwinden. Nachdem Joong-ho aber auffällt, dass alle untergetauchten Mädchen ihren letzten Job bei dem selben Kunden hatten, beginnt eine Hetzjagd durch Seoul. Dabei stehen dem Protagonisten die Justiz, die Polizei und ein kleines Mädchen im Weg. Weitere Schauspieler sind Jung-woo Ha und Yeong-hie Seo.

Mal wieder ein Thriller, mal wieder ein Film, zu dem ich nicht zu viele Worte verlieren will. Der Streifen beginnt wie ein klassischer Krimi, entwickelt sich nach einiger Zeit aber zu einem Drama mit kalten Charakteren, fragwürdigen und teilweise unmoralischen Entscheidungen und einer Menge seelischer und körperlicher Gewalt. Als Zuschauer fühlt man sich unwohl und bekommt das bedrückende Gefühl, nichts tun zu können und der Gefahr schutzlos ausgeliefert zu sein. Gerade Jung-woo Ha, der den Antagonisten von "The Chaser" verkörpert, macht seine Arbeit großartig und schockiert die Zuschauer immer und immer wieder.


Gut ist nicht gleich gut und böse ist nicht gleich böse!


Joong-ho bekommt es mit merkwürdigen Gestalten zutun.
["The Chaser" Copyright © Bidangil Pictures 2008]
Durch die verstörende Geschichte und die sehr gut und interessant geschriebenen Charaktere wird nie ganz klar, wer der "Gute" und wer der "Böse" ist. Auch wenn es einen Kämpfer für das in seinen Augen "Richtige" und einen psychopathischen Killer gibt, lässt sich keiner der Charaktere vollkommen einordnen. Jeder hat seine Argumente, aber auch eine Menge Dreck am Stecken. Diese "Undurchsichtigkeit" erzeugt mehr Spannung, als in vielen Genrekonkurrenten: der Regisseur wusste was er wollte und wie er es umsetzen kann.

Realismus ist ein Aspekt, der in dem Thriller ganz groß geschrieben wird. Stets denkt man, dass genau die Ereignisse aus dem Film, auch tatsächlich passieren könnten. Die Annahme, dass es offensichtlich ist, was als nächstes passieren wird, ist oft vorhanden, doch dann kommt alles ganz anders. Außerdem wirkt Seoul sehr dreckig und ist ein Handlungsort, der perfekt zu den verstörenden Charakterbildern des Films passt. In dieser Stadt will man sich einfach nicht aufhalten! So entwickelt sich der düstere Streifen zu einem unvorhersehbaren Horrortrip für den Zuschauer mit unklarem Ende.


Große Kunst aus Fernost!


Die Technische Umsetzung des Films ist ebenfalls gut bis sehr gut gelungen. Die Kamera fängt immer alles ein, was wichtig. Soundtechnisch hält sich "The Chaser" sehr zurück, große musikalische Ausbrüche sind nicht vorhanden, allerdings wird gerade durch die, sich im Hintergrund haltende "Musik", eine spannende Atmo geschaffen.

Ich rate den Film mit koreanischem O-Ton und deutschen Untertiteln zu schauen, da, wie so oft in asiatischen Werken, die lokalisation eine mittelschwere Katastrophe ist. Ein Großteil der Atmosphäre geht hier verloren. Empfehlen möchte ich "The Chaser" allen Fans von asiatischen Thrillern wie "Lady Vengeance", die sich über zwei Stunden auf einen Charakter-getriebenen und mit drastischen Bildern gespickten Film einlassen können. Eine kleine Bemerkung am Rande: zu Kaufen gibt es "The Chaser" fast überall unter fünf Euro.


Fazit:


Es geht auf einen Tauchgang in die tiefsten Abgründe des Menschen: "The Chaser" ist ein verstörender, düsterer und brillant gespielter Asia Thriller für wenig Geld! Zugreifen! 






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