10.03.2016

#005 ERASERHEAD



"And now for something completely different", wie es schon bei Monthy Python hieß. David Lynch. Ein Regisseur, dessen Name schon immer in meinem Kopf herumgeisterte, mich aber nie weiter in seine Lektüre lockte. Das ist aber auch kein Wunder, kaum einer von Lynchs Filmen zahlte sich wirklich zu einhundert Prozent für ihn aus. Schwer zugänglich, komplex, verstörend und visuell ... anders, so könnte man Lynchs Stil ziemlich oberflächlich umreißen. Was ihn und seine Filme aber wirklich so besonders und außergewöhnlich macht,  lässt sich aber nur tief in seinen Werken finden und ist schwer zu beschreiben. So wagte ich mich chronologisch an die Filmographie Lynchs und war gleichermaßen beeindruckt und verängstigt, schlussendlich aber begeistert. Also: Let's give it a try, David Lynchs Premiere "Eraserhead"!




Die Dunkelheit ist anziehend. In ihr lauert das Mysteriöse und wartet auf den Neugierigen. Und ja, ich bin neugierig, verdammt! Schon in den ersten paar Minuten, in denen nicht ein Wort gesprochen wird, entwickelt "Eraserhead" eine so psychedelische, hypnotische und morbide Stimmung, dass man sich seiner Faszination nur noch schwer entziehen kann. Angemerkt sei dabei, dass der Film wirklich sehr speziell ist und der/die ein- oder andere von euch eine komplett andere Meinung dazu hat. Wie auch immer, der schwarz-weiß Look, die maschinellen Sounds im Hintergrund, das Set Design, alles Schreit danach abscheulich, stressig und unkomfortabel zu wirken. Und genau das ist es, was mir an "Eraserhead" am meisten gefällt!

Die Geschichte mal außen vor erzeugt der Streifen eine der merkwürdigsten, dichtesten Atmosphären, derer ich je "teil sein" durfte. Das liegt zum einen natürlich am angesprochenen Look. Die Szenographie ist einwandfrei; ich denke, das Lynch, der einen immensen Zeit- und Kostenaufwand in sein Erstlingsprojekt gesetzt hat, schon in seinen frühen Jahren als Regisseur wusste, wie er seine Gedanken perfekt umsetzen kann. Alles wirkt, als sei es direkt dem Kopf eines pessimistisch-dystopischen Surrealisten entsprungen, der sich gar nicht genug an den erschrockenen Reaktionen seines Publikums erfreuen könnte. Auf der anderen Seite scheint der Film aber auch auf subtile Art einen sehr persönlichen Charakter zu haben; Lynch erklärt ihn als seinen "spirituellsten Film" (s. Interview mit Jason Barlow). Ich könnte noch Stunden weiter über die immersive Kraft, die visuelle Genialität, die unausgereiften aber passenden Effekte und das surreal-geniale Szenenbild elaborieren, das würde aber alle Dämme sprengen. Ich glaube, dass ich einigermaßen gut zum Ausdruck bringen konnte, welche Aspekte es mir besonders angetan haben. 


In heaven, everything is fine



Was mir weniger gut gefallen hat, offen heraus gesagt, ist der Aufbau der Geschichte und die Geschichte an sich. An sich ist sie wirklich interessant, was aber einzig und allein durch die optischen Werte begründet ist. Sie scheint mehr Mittel zum Zweck des visuellen Eindrucks, hier hätte Lynch wirklich noch mehr "rausholen" können, was er tatsächlich später in seiner Karriere auch mit Bravour zu erledigen wusste ... er ist ein besserer Geschichtenerzähler geworden, sorry für die komplizierte Ausdrucksweise. Hinzu kommt, dass nicht alle Performances wirklich auf der Höhe sind. Klar, für einen "ersten Film" eines großen Regisseurs ist das absolut akzeptabel, beispielsweise Jack Nance's Auftritt war mir aber leider etwas zu eindimensional, lieben lernte ich ihn aber als "Pete" in "Twin Peaks" trotzdem noch. 

Zusammenfassend lässt sich ... nicht viel sagen. Ich habe mit meinem wirren Geschwafel gefühlt gerade mal an der Oberfläche dieses wirren Filmes gekratzt, auch wenn er tatsächlich in vielen belangen weniger "deep" erscheint, als von mir zunächst vermutet. "Eraserhead" ist mir als surrealer Horrorfilm trotz seiner Schwächen, seiner Unzugänglichkeit und seiner vielen Ecken und Kanten absolut ans Herz gewachsen und gerade wegen seiner ... nennen wir es einfach "besondere Art der Immersion", einer der faszinierendsten Filme seit langem. Empfehlung für jeden mental stabilen "Fan "des Surrealen und Morbiden und natürlich alle David Lynch Freunde. 


8/10

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