03.11.2013

Review: Die Üblichen Verdächtigen


Richtig gute Filme im Free-TV? Niemals? Ich sage doch! ... 


... denn sobald man sich ein bisschen umguckt, findet man doch die ein oder andere Perle, die in der Fernsehzeitschrift nicht beworben wird. So ging es mir mit "Die üblichen Verdächtigen", der vor ungefähr zwei Wochen im TV lief. Schnell Sender gesucht, Aufnahme eingestellt und ... den Film vergessen. Bis Heute!

Ganz kurz vorweg noch eine Anmerkung: Ich selber habe das System von Urheberrecht und so weiter noch nicht ganz durchschaut, weswegen es heute leider keine Bilder gibt. Ich will ja nicht in Teufels Küche geraten... In die nächsten Reviews werde ich nach Möglichkeit aber Screenshots einbauen. :-) Jetzt zum Film...

Durch Zufall bin ich jetzt dazu gekommen, mir diesen "Klassiker", wie er des Öfteren betitelt wird, anzusehen und will euch jetzt eine kleine Review dazu bieten. Wie schon gesagt, handelt es sich um "Die üblichen Verdächtigen", einen Film von Bryan Singer [X-Men, Superman Returns] aus dem Jahr 1995. Der Krimi ist außerdem von der FSK ab 16 Jahren freigegeben. 

Die Handlung dreht sich um Roger 'Verbal' Kint (Kevin Spacey), der ein scheinbar recht normaler Bürger mit Verkrüppelung an rechtem Arm und Bein ist. Er hat als einziger von fünf Kriminellen ein blutiges Massaker auf einem Schiff im Hafen von Los Angeles überlebt. Da es keine weiteren Zeugen gibt, liegt in Verbal die letzte Hoffnung des Cops Dave Kujan (Chazz Palminteri), dessen Aufgabe es ist, den Fall aufzuklären. Dieses Ereignis scheint nämlich mit einem gewissen Kayser Soze, der schon seit einiger Zeit gesucht wird, zusammenzuhängen, da ein Opfer des Massakers diesen Namen, kurz vor seinem Tod, einem weiteren Polizisten (Giancarlo Esposito) zuflüsterte. Verbal offenbart Kujan nun seine Version der tragischen Geschichte um ihn und die vier weiteren Kriminellen auf der vermeintlichen Spur Sozes, die sich als ein Ritt in die Hölle offenbart.


Verwirrt? Natürlich!


Die "unzuverlässige Erzählweise", die man aus Filmen wie "Shutter Island" oder "The Sixth Sense" kennt, ist nämlich das Hauptstilmittel des Films. Über den kompletten Film hinweg kommt man sich immer wieder ratlos vor oder ist sich einfach nicht sicher, wer was wann getan hat. Doch genau das ist es, was den Film sehenswert macht: man ist gespannt bis zum Schluss und rätselt mit, wer denn "Kayser Soze" sein könnte. 

Das Rätseln wird hier durch den tollen Cast erst möglich, denn auf der einen Seite brillieren Kevin Spacey und co. sofern man die Schauspielleistung in der deutschen Lokalisation bewerten kann, in ihren Rollen. Auf der anderen Seite sind die Darsteller aber alle auf einem Level und man kann niemanden sofort als "Kayser Soze" identifizieren, da niemand besonders "hervorsticht". Es könnte genau so gut jeder wie keiner sein. Gibt es diesen "Soze" überhaupt? Der Krimi fordert den Zuschauer auf, sein Gehirn anzustrengen und mitzudenken! 

Musik wird in dem Streifen auch sehr häufig und meiner Meinung nach auch sehr gelungen eingesetzt. Das Theme lässt definitiv Spannung aufkommen, ist aber kein Ohrwurm wie etwa der ikonische Star Wars Soundtrack. Das ist allerdings schon Meckern auf sehr, sehr hohem Niveau. Die Atmosphäre ist stets sehr dicht und das Gangster-Flair setzt zu keinem Zeitpunkt aus. 

Eine Sache, die den Film außerdem zu etwas besonderem Macht sind die Tarantino-esken Dialoge. Verbal versucht bei jeder Möglichkeit, die ihm gegeben ist, Kujan vom Thema abzulenken, was einen sehr realitätsnahen, menschlichen Eindruck über Verbals Charakter hinterlässt. Doch auch außerhalb des Verhörs, in Verbals Erzählung, sind die Dialoge sehr stilsicher und immer passend designed. Sie bauen eine interessante Beziehung zwischen den einzelnen Kriminellen, aber leider keine sehr intensive zu dem Zuschauenden auf. Dazu sind es zu viele wichtige Charaktere auf zu wenig Zeit verteilt. 


Das Schicksal einiger Charaktere war mir sogar fast egal!


Trotzdem ist jeder einzelne von ihnen sehr gut ausgearbeitet und erweist eine gewisse Tiefe, die sich nicht durchblicken lässt, da niemand zu viel über sich verrät. Während Verbal ein trotteliger Kleinkrimineller ist, findet man in Dean Keaton (Gabriel Byrne) einen fast schon klischeehaften Gangster mit verschwommener Vergangenheit. Allerdings weiß man, wie schon gesagt, nie alles, viel beruht auf Spekulationen. Das tut der Atmosphäre sehr gut, da jeder einzelne Charakter, wie auch die gesamte Situation zu einem unberechenbaren Spiel werden, in dem niemand bedingungs- und folgenlos siegen kann! 

Der Film lebt durch seine Story und vor allem durch den "Twist", der am Ende alles auf den Kopf stellt. Doch auch schon während des Hauptteils beschlich mich das ein oder andere Mal ein befriedigendes Gefühl. "Wow, genialer Plan!" oder "Wieso bin ich nicht darauf gekommen?", solche Gedanken häuften sich, was kein schlechtes Zeichen für einen Film ist. Jeder Charakter ist verschieden und trotz genauer Einführung über jeden von ihnen ist man sich nie sicher, was wer vorhat. Mich hat nie das Gefühl losgelassen, nicht alles oder einfach zu wenig zu wissen, was einem Krimi, in dem der Zuschauer miträtseln will, sehr gut tun kann, wenn die Handlung trotzdem, wie hier durch den Schluss, "abgerundet" und passend aufgelöst wird. 

Einiges mag jetzt negativ klingen aber ein kleiner Punkt lenkt meiner Meinung nach den Zug wieder auf die Gleise, egal, wie viele "Logiklöcher" oder "Fehler" man findet. Ich will an dieser Stelle allerdings einen kleinen Spoiler-Alarm aussprechen! Klein heißt, dass ich das Ende nicht direkt verrate, aber Anspielungen nicht ausgeschlossen sind. Ab der nächsten Zwischenüberschrift geht's "gefahrlos" weiter! Spoiler beginnen ...

... jetzt! Das Ende bzw. die letzten fünf Minuten beinhalten für mich einen der rundesten, sehr logischen und offensichtlichsten Twists, den man beim ersten Schauen nicht mal erahnen kann. Es ist zwar eine Art "Es war alles nur ein Traum" - Twist, der aber so genial auf den Zuschauer wirkt und ein richtiges "Was? Echt?" oder "Natürlich!" Gefühlt aufkommen lässt. Denn: auch wenn der Film an einigen Stellen unschlüssig und verwirrend, ja vielleicht sogar unlogisch wirkt, durch das Ende ergibt alles einen Sinn! Und genau diese Auflösung muss (!) in einem so verschachtelten Film, meiner Meinung nach vorhanden sein. Hier ist es genau richtig gelöst: der Twist macht Sinn und ist perfekt und konkret begründet bzw. erklärt!


Das Ende ist das perfekte Alibi für Logiklöcher! 


Und genau das ist es, was ich an diesen "Es-ist-anders-als-du-denkst-Movies" so liebe und was "Die Üblichen Verdächtigen" zusammenfassend zu einem wirklich genialen Film mit einem simplen aber wirkungsvollen Ende macht. Der Film macht nichts falsch, ist in einigen Belangen zwar nur gehobenes Mittelmaß, ist aber bis zum Schluss spaßig, interessant und überrascht mit einem der genialsten Enden überhaupt. Der Cast ist genial, die Dialoge ausgefeilt, die Story verworren, aber schlüssig! Empfehlen will ich den Streifen Fans von schon genannten Filmen "The Sixth Sense", "Shutter Island" [Twist] oder "Jackie Brown" [Krimi]


Fazit:


Keine leichte Kost, aber ein spannender, komplexer und sehr runder Krimi für Fans etwas anspruchsvoller, dialoglastiger Unterhaltung!




Pro                                                                                    

  • interessanter Plot und interessante Charaktere
  • Tarantino-eske Dialoge
  • Verwirrung endet in Erkenntnis
  • gute und stilsichere Inszenierung
  • toller Cast
  • genialer Bösewicht 
  • nicht zu kurz, nicht zu lang

Contra

  • recht langsames Erzähltempo
  • teilweise etwas klischeehaft
  • durchschnittliche Technik





Kleines Nachwort

Das war also meine erste Mini-TV-Review. Lasst doch einen Kommentar da, wie es euch gefallen hat, wie ihr meine Wertung, meine Pro und Contra Punkte und meinen Schreibstil findet und so weiter! Ich bin noch ein blutiger Anfänger und freue mich über jede Art konstruktiver Kritik also ... legt los! ;-)


1 Kommentar:

  1. So mein Freund ^^
    Ich bin mal so frei ein Komentar unter diesem Text dazulassen, den ich gut geschrieben finde :)
    Mache Weiter so.
    Lg Johannes :)

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