21.11.2013

Band-Review: Kvelertak



Es ist soweit, zum ersten Mal wage ich mich in neue Gefilde und präsentiere euch heute mal eine Band, die mir in letzter Zeit sehr ans Herz gewachsen ist, wenn man das so ausdrücken kann: Kvelertak. Die Metal-Kapelle, die sich zu deutsch „Würgegriff“ schimpft, stammt aus Norwegen und hat sich in den letzten drei Jahren mehr und mehr in den Vordergrund der Metal Szene gekämpft.


Sänger "Erlend Hjelvik"
NRK P3 - flickr.com
Dem Bandnamen gerecht wird auch der Stil des Sextetts. Auf brutale Gitarren Riffs, folgen schlagkräftige, düstere und zerstörende Schlagzeugpassagen und Erlend Hjelvik gröhlt in einer Stärke die Hymnen über Alkohol, Zerstörung und Nordische Mythologie, die ihres gleichen Sucht. Was die Gruppe aber von allen anderen „Black Metal“ Kumpanen unterscheidet, ist der gewisse Groove, der in jedem Song einzug erhalten hat und mittlerweile das Markenzeichen von Kvelertak ist. „Black'n'Roll“ könnte man die Musikrichtung nennen, denn neben benanntem sehr „blackmetalligem“ Schlagzeug, findet man hier und da unglaublich schwungvolle, melodische und überraschend fröhlich geratene Gitarren Riffs, die sich sofort als Ohrwurm in dem Kopf eines jeden Hörers einbrennen. Selten hatte ich ein so starkes Glücksgefühl wie beim Hören von „Blodtorst“ oder einen solchen Drang, meinen Kopf im Takt zu schütteln, wie bei „Mjod“ oder „Evig Vandrar“! Kvelertak schaffen es, mit viel Schwung den Hörer in ihren Bann zu ziehen und auch, wenn der Stil zuerst etwas merkwürdig erscheint sollte man versuchen, sich darauf einzulassen und einfach Spaß zu haben! Warum überhaupt soviel Lob? Das werde ich euch nun erklären!


Der Würgegriff wird angesetzt - "Kvelertak"






Das erste Album, was Kvelertak 2010 releast haben, war „Kvelertak“ [Pluspunkt für Kreativität]. Ich persönlich bin erst durch das zweite Werk, „Meir“ auf die Band gestoßen, aber will trotzdem ein paar Wörtchen zum Erstling verlieren, da mir dieser ebenfalls sehr, sehr gut gefallen hat.

Schon der Opener „Ulvetid“ lässt Mark und Bein erschüttern. Kein großes „Drum-Rum“, hier wird auf die
K*cke gehauen, und zwar gewaltig! Nach kurzer Einstimmung folgen mit „Mjod“ [zu deutsch „Met“], „Fossegrim“ und „Blodtorst“ drei Meisterwerke, die ihresgleichen suchen. Es beschleicht den Hörer langsam und heimlich das Gefühl, aufstehen und tanzen zu müssen! Tanzen hier im Sinne von: die Welt in Met, Rum und Zerstörung zu ertränken. Die Atmosphäre, die hier aufgebaut wird konnte ich bei noch keiner anderen Metalgruppe bisher in diesem Ausmaß genießen. Unbeschreiblich gute und markante Gitarren Klänge und ein Shouter, der mit purer Leidenschaft und Wut in der „Stimme“ Odin auffordert, mehr Met auszuschenken!  

In „Offernatt“ dürften Gitarren Virtuosen einen geistigen Erguss erleben: ein unfassbar gutes Solo übertrifft in einigen belangen sogar Genreklassiker und spätestens bei diesem Kapitel des Albums, war ich gefesselt und wollte nicht mehr aufhören, den Klang Kvelertaks zu genießen! Mit „Sjohyenar“ und „Sultans of Satan“ folgen noch zwei Tracks, die sich etwas von dem Grundkonzept abheben, dem Stil aber trotzdem treu bleiben und epische Klänge aus den Boxen zaubern. Die letzten Stücke sind ebenfalls hörenswert, meiner Meinung aber nicht ganz auf dem Niveau der ersten zwei Drittel des unglaublich guten Albums!

Dieses Jahr war es nun soweit, das zweite Werk der Newcomer, „Meir“ [zu deutsch: mehr] erschien in den Plattenläden. Nach drei Jahren Arbeit wurde von den Fans großes erwartet. Ist es nun schlechter oder besser als das erste?


Noch immer frisch? - "Meir"



Auf keinen Fall! Kvelertak melden sich epischer, stärker und besser, als je zuvor zurück! „Apenbaring“ läutet die Zerstörungsorgie gekonnt ein, Track zwei und drei zeigen erneut, mit was es der Hörer im weiteren Verlauf des Albums zu hören bekommt: Gewalt mit Stil. „Bruane Brenn“, ein Song über die Freiheit und das frei sein folgt mit guter Laune. Man merkt den sechs Künstlern an, dass sie mit Leidenschaft bei der Sache sind und ihren „mini Hype“ genießen. Titel fünf erinnert sehr stark an das erste Album im Gegensatz zu vorangegangenen Songs, die schon fast weniger „Party-Metal“ ähnlich [Party = spaßiges Gemetzel] als wirklich nur düster wirken. „Evig Vandrar“ ist nämlich einer dieser Tracks, die den Kopf ununterbrochen zum schütteln bringen, ob man nun will oder nicht.

„Snilepisk“ weist euch dann aber rasch wieder auf die bewährten Gleise, die euch Richtung Tod führen. Man spürt praktisch, wie das Schlagzeug bebt und die Gitarren sägen. An thrashigen Horror und Gruselfilmen orientiert sich „Manelyst“ [zu deutsch: Mondlicht] thematisch und begleitet den Hörer auf eine Reise in die tiefen des Waldes. Irgendetwas hat dieser Song, etwas magisches, mehr will ich dazu gar nicht verlieren. Mit „Nekrokosmos“ und „Undertro“ haben wir den absoluten Hochpunkt der Platte erreicht. Die zusammen über zehn Minuten dauernden Meisterwerke sind auf einem derart hohen Niveau, dass sich ab spätestens diesen Songs entschieden hat, dass „Meir“ eines der besten Alben 2013 ist. Abgerundet wird das Album dann durch das, schon fast „vor sich hinplätschernde“ „Tordenbrak“, was unter den anderen kräftigen Songs seinem Titel [zu deutsch: Donnergrollen] schon fast nicht gerecht wird. Das „i-Tüpfelchen“ setzt dem ganzen dann die neue Bandhymne „Kvelertak“ auf. Jeder Fan, egal woher ist gezwungen hier mitzugröhlen, denn ein solches Spektakel, wie es dieses Album bietet, findet man leider immer seltener.


Mission Accomplished!



Abschließend will ich gar nicht groß zwischen den beiden Alben unterscheiden, da beide etwas unterschiedlich, aber auf dem selben Niveau fantastisch sind. Wenn ihr Metal Fan seid und nach etwas Abwechslung sucht, dem Einheitsbrei entfliehen wollt, dann könnte Kvelertak die Rettung in der Not sein. Denn eine solche Atmosphäre und so perfekte [!] Tracks, einer nach dem anderen, findet man meiner Meinung nach auf keiner vergleichbaren Platte von Genrekollegen, sofern es diese überhaupt gibt.


Ich empfehle euch es zu wagen und Kvelertak eine Chance zu geben weil diese Jungs es einfach verdient haben, beachtet, verehrt und geliebt zu werden!


14.11.2013

Neuigkeiten!


Hey Menschen da draußen! 

Wie ich es schon in meiner Blogvorstellung angekündigt habe, werde ich mich nicht nur auf das "Reviewen" von Filmen beschränken, sondern mich auch an andere Ufer wagen... das klingt jetzt falsch. Neuer Versuch:
Ich arbeite derzeit an einem recht umfangreichem Post zu einem Spiel, sowie einem Podcast, was ziemlich viel Zeit beansprucht [neben Klausurenstress]. Ich bitte eigentlich nur um etwas Geduld aber ich denke, dass ihr spätestens in einer Woche ein Lebenszeichen von mir bemerken solltet. 

Bis dahin, seid gespannt, lasst doch den einen oder anderen Kommentar da und teilt Couch-Cast Reviews mit euren Freunden, wenn ihr Bock habt! Over and Out...



10.11.2013

Review: Antichrist



Nach rund einer Woche ohne Blogposts ist die Wahl der ersten Review-Preview nun gefallen! Und der Auserwählte ist der Antichrist ... ähm der Film "Antichrist". Ausgewählt habe ich ihn, um ehrlich zu sein nur, weil ich den Klappentext am interessantesten fand. Aber was ich von dieser Inszenierung halte und warum "Antichrist" definitiv nicht mehr so schnell zu vergessen ist, lest ihr hier!

Wie gesagt geht es heute um "Antichrist", einen kontroversen Film des mindestens ebenso kontroversen Regisseurs und Drehbuchautors Lars von Trier aus dem Jahr 2009. Erwähnenswert könnte noch sein, dass der Film eine Art "Hommage" an Andrei Tarkovski sein soll, von dem ich aber leider keinen Film besitze und auch keinen geschaut habe. Von daher werde ich nicht auf diesen vermeintlichen künstlerischen Zusammenhang eingehen, sondern eine subjektive Review aus Sicht eines "normalen Film-Konsumenten" verfassen! 


Auf in die Abgründe des Menschen!


In "Antichrist" geht es um ein namenloses Paar, "Er" (Willem Dafoe) und "Sie" (Charlotte Gainsbourg). Diese verlieren ihr einziges Kind, einen Jungen von höchstens zwei Jahren, während des Aktes unter der Dusche, da der Kleine schlafwandelnd aus dem Fenster springt [ja, wirklich...]. Das Ereignis geht natürlich nicht ohne bleibende folgen an den Eltern vorbei und so wird "Sie" in Depression und Trauer gezogen. Da "Er" praktischerweise Therapeut ist, begeben die zwei Liebenden sich in einen beinahe unberührten Wald, in dem die Frau mit ihrem Sohn bereits vor einigen Monaten Zeit verbrachte. Doch spätestens nach der ersten Nacht in kleinen, modrigen Holzhütte "Eden", in der die "Familie" residiert fangen seltsame Ereignisse an sich zu entspinnen und "Er" und "Sie" scheinen immer Tiefer in den Wahnsinn gezogen zu werden.


In der Ruhe liegt die Kraft!


Warum? Weil in der ersten halben bis dreiviertel Stunde so gut wie nichts passiert! Nach einer fast schon zu viel enthüllenden Einleitungsszene, die in schwarz-weiß, mit klassischer Musik unterlegt präsentiert wird, findet eine sehr langwierige aber auch intensive Einführung in die Charaktere sowie deren Gedanken statt.

Durch bizarre Bilder entsteht eine sehr düstere Atmosphäre

["Antichrist" Copyright © Zentropa Entertainments 2009]

Diese Darstellung ist allerdings sehr verschwommen und oft handelt ein Charakter komplett zuwider der Vorstellung des Zuschauers, gerade was die sexuellen Handlungen betrifft. Oft erschreckt der Film den Zuschauer aus genau diesen Gründen, weil nach einer langen Zeit langsamer Bilder plötzlich und komplett unerwartet etwas passiert, womit man nicht rechnet. Jumpscares kann jedes Kind machen, aber hier wird dem Zuschauer die Kinnlade komplett heruntergezogen, ein ums andere Mal! Es werden dem Zuschauer derart verwirrende und bizarre Szenen gezeigt, die auf einem ästhetisch hohem Niveau sind, aber ein großes Fragezeichen auf viele Gesichter "zaubern" könnten. 


Oscarreife Schauspielleistungen!


Wer Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg schon einmal in einer Inszenierung gesehen hat weiß, dass die beiden durchaus wissen, wie man einen Charakter gut in Szene setzt. Doch was die zwei in diesem Werk leisten ist schlichtweg grandios! Man schaue sich nur die Stelle an, in der Charlotte Gainsbourg masturbiert. Unglaublich sich so etwas zu trauen. Sie schaffen es, ohne weitere Darsteller, den Film über seine komplette Länge zu tragen, sodass es fast nie langweilig wird.

Fast nie? Ich muss auf jeden Fall einwenden, dass "Antichrist" nichts für jedermann ist. Neben der schockierend echt wirkenden Brutalität spielt der Film mit der Geduld des Zuschauers. Es muss viel zugehört werden, auch wenn teilweise wenig zu passieren scheint. Dem Zuschauer wird einiges abverlangt und das ist meiner Meinung nach auch gut so, ein wenig zu langsam erscheinen mir einige Szenen trotzdem.

Die Geräuschkulisse unterstreicht die unheimliche, düstere Atmosphäre des Dramasebenso wie die wundervoll Aufgenommenen Bilder. Visuell spielt "Antichrist" definitiv bei den ganz großen mit! Auch die Kameraführung, mal hektisch, mal statisch spiegelt die Gefühle der Akteure fantastisch wieder.


Technisch Top ansonsten Flop?


Wunderschöne Bildsprache: "Antichrist" ist technisch fast makellos!
["Antichrist" Copyright © Zentropa Entertainments 2009]


Jein! Klar ist die Story verworren, eine Message oder ein Sinn lassen sich schwer finden und verstörende Szenen sind teilweise "billige" Jumpscares. Allerdings findet man kaum ein vergleichbar düsteres aber trotzdem wunderschönes "Schocker-Drama" wie hier. 

Ich will gar nicht viel mehr zum Film verraten, da er meiner Meinung nach ein sehr besonderes, anderes Werk ist, dass man sich auf jeden Fall anschauen sollte. Er ist in vielen Punkten leider nur Mittelmaß, gerade die Story ist zu verwirrend und so metaphorisch aufgebaut, dass man teilweise nicht mehr weiß, warum der jeweilige Charakter gerade das tut was er tut. "Antichrist" ist ohne Recherche und sehr, sehr viel Fantasie fast nicht zu verstehen!

Trotzdem fasziniert der Film auf eine gewisse Art und Weise. Vielleicht ist es gerade interessant zu sehen, wie sich die Charaktere entwickeln oder aber auch, wie viel Leid ein Mensch ertragen kann. Ich bin mir nicht sicher über das alles, Fakt ist aber, dass es irgendetwas an "Antichrist" gibt, dass ihn sehenswert macht.

Wie gesagt war es das schon mit der Review, eine eigene Meinung sollte sich jeder bilden, denn ob der Film nun gut oder schlecht ist, entscheidet der persönliche Geschmack und das "Interpretationsvermögen" des Zuschauers, was hier des öfteren gefordert wird. Ich will nicht viel mehr verraten, da ich den Film 1. auch nach dem zweiten Mal nicht komplett verstanden habe und 2. aus dem Grund, dass der Film etwas besonderes ist und ich seine Faszination kaum in Worte fassen kann. Ich hoffe man merkt nicht zu stark, dass die Verwirrung, die der Film erzeugt hat, auf mich übergegangen ist und die komplette Struktur der Review zerstört hat. 

Empfehlen will ich den Film jedem, der neben einem starken Magen Lust hat, sich in die Abgründe des Menschen zu wagen. Man sollte Zeit mitbringen und sich komplett konzentrieren und auf den Film einlassen, denn ein ähnliches merkwürdiges, anspruchsvolles und "anderes" Werk findet man sehr selten!


Fazit:


"Antichrist" ist ein sehr groteskes, tiefgründiges und sehr verstörendes Kammerspiel, dass aber trotz fantastisch düsterer Atmosphäre und unglaublich guten Schauspielleistungen leider nie komplett "rund" und nachvollziehbar wirkt. 





Pro                                                                           

  • hervorragende Schauspielleistungen
  • dichte, düstere Atmosphäre
  • Bild und Ton stets sehr gut
  • einwandfreie Kamera-Arbeit
  • verstörende Präsentation, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt

Contra

  • teilweise zu langsames Erzähltempo
  • fast schon zu anspruchsvolle Bildsprache
  • Kernaussage wird [auch nach zweitem schauen] nicht klar
  • teilweise nicht nachvollziehbares Handeln der Charaktere
  • zu wenig Erklärung






03.11.2013

Review: Die Üblichen Verdächtigen


Richtig gute Filme im Free-TV? Niemals? Ich sage doch! ... 


... denn sobald man sich ein bisschen umguckt, findet man doch die ein oder andere Perle, die in der Fernsehzeitschrift nicht beworben wird. So ging es mir mit "Die üblichen Verdächtigen", der vor ungefähr zwei Wochen im TV lief. Schnell Sender gesucht, Aufnahme eingestellt und ... den Film vergessen. Bis Heute!

Ganz kurz vorweg noch eine Anmerkung: Ich selber habe das System von Urheberrecht und so weiter noch nicht ganz durchschaut, weswegen es heute leider keine Bilder gibt. Ich will ja nicht in Teufels Küche geraten... In die nächsten Reviews werde ich nach Möglichkeit aber Screenshots einbauen. :-) Jetzt zum Film...

Durch Zufall bin ich jetzt dazu gekommen, mir diesen "Klassiker", wie er des Öfteren betitelt wird, anzusehen und will euch jetzt eine kleine Review dazu bieten. Wie schon gesagt, handelt es sich um "Die üblichen Verdächtigen", einen Film von Bryan Singer [X-Men, Superman Returns] aus dem Jahr 1995. Der Krimi ist außerdem von der FSK ab 16 Jahren freigegeben. 

Die Handlung dreht sich um Roger 'Verbal' Kint (Kevin Spacey), der ein scheinbar recht normaler Bürger mit Verkrüppelung an rechtem Arm und Bein ist. Er hat als einziger von fünf Kriminellen ein blutiges Massaker auf einem Schiff im Hafen von Los Angeles überlebt. Da es keine weiteren Zeugen gibt, liegt in Verbal die letzte Hoffnung des Cops Dave Kujan (Chazz Palminteri), dessen Aufgabe es ist, den Fall aufzuklären. Dieses Ereignis scheint nämlich mit einem gewissen Kayser Soze, der schon seit einiger Zeit gesucht wird, zusammenzuhängen, da ein Opfer des Massakers diesen Namen, kurz vor seinem Tod, einem weiteren Polizisten (Giancarlo Esposito) zuflüsterte. Verbal offenbart Kujan nun seine Version der tragischen Geschichte um ihn und die vier weiteren Kriminellen auf der vermeintlichen Spur Sozes, die sich als ein Ritt in die Hölle offenbart.


Verwirrt? Natürlich!


Die "unzuverlässige Erzählweise", die man aus Filmen wie "Shutter Island" oder "The Sixth Sense" kennt, ist nämlich das Hauptstilmittel des Films. Über den kompletten Film hinweg kommt man sich immer wieder ratlos vor oder ist sich einfach nicht sicher, wer was wann getan hat. Doch genau das ist es, was den Film sehenswert macht: man ist gespannt bis zum Schluss und rätselt mit, wer denn "Kayser Soze" sein könnte. 

Das Rätseln wird hier durch den tollen Cast erst möglich, denn auf der einen Seite brillieren Kevin Spacey und co. sofern man die Schauspielleistung in der deutschen Lokalisation bewerten kann, in ihren Rollen. Auf der anderen Seite sind die Darsteller aber alle auf einem Level und man kann niemanden sofort als "Kayser Soze" identifizieren, da niemand besonders "hervorsticht". Es könnte genau so gut jeder wie keiner sein. Gibt es diesen "Soze" überhaupt? Der Krimi fordert den Zuschauer auf, sein Gehirn anzustrengen und mitzudenken! 

Musik wird in dem Streifen auch sehr häufig und meiner Meinung nach auch sehr gelungen eingesetzt. Das Theme lässt definitiv Spannung aufkommen, ist aber kein Ohrwurm wie etwa der ikonische Star Wars Soundtrack. Das ist allerdings schon Meckern auf sehr, sehr hohem Niveau. Die Atmosphäre ist stets sehr dicht und das Gangster-Flair setzt zu keinem Zeitpunkt aus. 

Eine Sache, die den Film außerdem zu etwas besonderem Macht sind die Tarantino-esken Dialoge. Verbal versucht bei jeder Möglichkeit, die ihm gegeben ist, Kujan vom Thema abzulenken, was einen sehr realitätsnahen, menschlichen Eindruck über Verbals Charakter hinterlässt. Doch auch außerhalb des Verhörs, in Verbals Erzählung, sind die Dialoge sehr stilsicher und immer passend designed. Sie bauen eine interessante Beziehung zwischen den einzelnen Kriminellen, aber leider keine sehr intensive zu dem Zuschauenden auf. Dazu sind es zu viele wichtige Charaktere auf zu wenig Zeit verteilt. 


Das Schicksal einiger Charaktere war mir sogar fast egal!


Trotzdem ist jeder einzelne von ihnen sehr gut ausgearbeitet und erweist eine gewisse Tiefe, die sich nicht durchblicken lässt, da niemand zu viel über sich verrät. Während Verbal ein trotteliger Kleinkrimineller ist, findet man in Dean Keaton (Gabriel Byrne) einen fast schon klischeehaften Gangster mit verschwommener Vergangenheit. Allerdings weiß man, wie schon gesagt, nie alles, viel beruht auf Spekulationen. Das tut der Atmosphäre sehr gut, da jeder einzelne Charakter, wie auch die gesamte Situation zu einem unberechenbaren Spiel werden, in dem niemand bedingungs- und folgenlos siegen kann! 

Der Film lebt durch seine Story und vor allem durch den "Twist", der am Ende alles auf den Kopf stellt. Doch auch schon während des Hauptteils beschlich mich das ein oder andere Mal ein befriedigendes Gefühl. "Wow, genialer Plan!" oder "Wieso bin ich nicht darauf gekommen?", solche Gedanken häuften sich, was kein schlechtes Zeichen für einen Film ist. Jeder Charakter ist verschieden und trotz genauer Einführung über jeden von ihnen ist man sich nie sicher, was wer vorhat. Mich hat nie das Gefühl losgelassen, nicht alles oder einfach zu wenig zu wissen, was einem Krimi, in dem der Zuschauer miträtseln will, sehr gut tun kann, wenn die Handlung trotzdem, wie hier durch den Schluss, "abgerundet" und passend aufgelöst wird. 

Einiges mag jetzt negativ klingen aber ein kleiner Punkt lenkt meiner Meinung nach den Zug wieder auf die Gleise, egal, wie viele "Logiklöcher" oder "Fehler" man findet. Ich will an dieser Stelle allerdings einen kleinen Spoiler-Alarm aussprechen! Klein heißt, dass ich das Ende nicht direkt verrate, aber Anspielungen nicht ausgeschlossen sind. Ab der nächsten Zwischenüberschrift geht's "gefahrlos" weiter! Spoiler beginnen ...

... jetzt! Das Ende bzw. die letzten fünf Minuten beinhalten für mich einen der rundesten, sehr logischen und offensichtlichsten Twists, den man beim ersten Schauen nicht mal erahnen kann. Es ist zwar eine Art "Es war alles nur ein Traum" - Twist, der aber so genial auf den Zuschauer wirkt und ein richtiges "Was? Echt?" oder "Natürlich!" Gefühlt aufkommen lässt. Denn: auch wenn der Film an einigen Stellen unschlüssig und verwirrend, ja vielleicht sogar unlogisch wirkt, durch das Ende ergibt alles einen Sinn! Und genau diese Auflösung muss (!) in einem so verschachtelten Film, meiner Meinung nach vorhanden sein. Hier ist es genau richtig gelöst: der Twist macht Sinn und ist perfekt und konkret begründet bzw. erklärt!


Das Ende ist das perfekte Alibi für Logiklöcher! 


Und genau das ist es, was ich an diesen "Es-ist-anders-als-du-denkst-Movies" so liebe und was "Die Üblichen Verdächtigen" zusammenfassend zu einem wirklich genialen Film mit einem simplen aber wirkungsvollen Ende macht. Der Film macht nichts falsch, ist in einigen Belangen zwar nur gehobenes Mittelmaß, ist aber bis zum Schluss spaßig, interessant und überrascht mit einem der genialsten Enden überhaupt. Der Cast ist genial, die Dialoge ausgefeilt, die Story verworren, aber schlüssig! Empfehlen will ich den Streifen Fans von schon genannten Filmen "The Sixth Sense", "Shutter Island" [Twist] oder "Jackie Brown" [Krimi]


Fazit:


Keine leichte Kost, aber ein spannender, komplexer und sehr runder Krimi für Fans etwas anspruchsvoller, dialoglastiger Unterhaltung!




Pro                                                                                    

  • interessanter Plot und interessante Charaktere
  • Tarantino-eske Dialoge
  • Verwirrung endet in Erkenntnis
  • gute und stilsichere Inszenierung
  • toller Cast
  • genialer Bösewicht 
  • nicht zu kurz, nicht zu lang

Contra

  • recht langsames Erzähltempo
  • teilweise etwas klischeehaft
  • durchschnittliche Technik





Kleines Nachwort

Das war also meine erste Mini-TV-Review. Lasst doch einen Kommentar da, wie es euch gefallen hat, wie ihr meine Wertung, meine Pro und Contra Punkte und meinen Schreibstil findet und so weiter! Ich bin noch ein blutiger Anfänger und freue mich über jede Art konstruktiver Kritik also ... legt los! ;-)


02.11.2013

Überraschung!


Hey irdische und überirdische Wesen!

Es folgt der wahrscheinlich kürzeste Post aller Zeiten! Ich schaffe es nämlich leider nicht, bis Sonntag die Review zu einem der drei Filme fertig zu stellen. Also... nicht wundern, es wird eine Review kommen, aber zu keinem der drei vorgestellten Filme :-)